Schmetterlinge im Garten: wunderschön und wertvoll
Mehr als 3.700 verschiedene Arten allein in Deutschland: Schmetterlinge sind nach den Käfern die zweithäufigste Insektenordnung. Weltweit werden auch heute noch weitere 700 Arten pro Jahr entdeckt.
Sie sind die elfengleichen Wesen, die in einer reichen Farbenpracht durch unsere Felder und Flure flattern, taumeln und torkeln sollten: die Schmetterlinge. Doch ihr Anblick ist selten geworden
Denn sie sind, wie alle Insekten, in den vergangenen zwanzig Jahren in Folge des Verlusts von Lebensraum und Nahrung immer seltener geworden: Biologen schätzen, dass die Bestände heimischer Insekten um über 80 Prozent zurückgegangen sind. Intensive Landwirtschaft und der Einsatz großer Mengen an Insektiziden tun ein übriges, um den farbenfrohen Fliegern das Leben schwer zu machen.
Doch wie bei den Bienen gilt: eigentlich kann jeder mithelfen, bessere Lebensbedingungen für die Insekten zu schaffen. Sei es mit dem eigenen kleinen Garten oder mit den Blumentöpfen auf Balkon und Fensterbank: alles kann helfen das Leben dieser farbenprächtigen Insekten zu unterstützen – und sie in unsere Nähe zurückzuholen.
Die eigenen Flächen insektenfreundlicher machen: das kann einen großen Unterschied bedeuten. Nach Angaben des Naturschutzbundes BUND sind alle Privatgärten in Deutschland zusammen genommen flächenmäßig etwa genauso groß wie alle deutschen Natur-Schutzgebiete. Das ist wirklich viel. Und es zeigt, dass auch Privatleute es in ihrer Hand haben, einen Unterschied zu machen, wenn sie das wollen. Sie müssen nur ihr eigenes Stück Land (oder einen Teil davon) naturnah gestalten. Das ist eigentlich auch gar nicht allzu schwer (siehe unser Artikel „Wildblumenwiese anlegen“).
Eine Wildblumenwiese anlegen, eine Totholzhecke ermöglichen oder ein Wildstaudenbeet realisieren – oder einfach ein Stück Garten nicht ganz exakt aufräumen. Das kann eigentlich jeder. Und das würde nicht nur den schönen Schmetterlingen, sondern auch allen anderen Insekten immens helfen. Und damit in letzter Konsequenz auch uns, denn als Bestäuber sind Insekten in unserer Welt unverzichtbar. Ohne sie kein Obst, kein Gemüse, keine Blumen.
Wir haben einige Punkte zusammengefasst, die jeder auch mit einem Balkon realisieren kann, um Schmetterlinge zu unterstützen:
1. Pflanzenwahl: naturnahe heimische Arten wählen
Jede Insektenart hat ihre eigenen Vorlieben bei der Blütenwahl. Um eine breite Auswahl an Nahrung anzubieten und viele Arten zu erreichen, sollte von März bis Oktober immer etwas im Garten blühen. Bevorzugt heimische Sorten, mit denen können die Schmetterlinge auch etwas anfangen. Sie mögen beispielsweise Karthäusernelke, Glockenblume, Storchschnabel oder auch Katzenminze und selbst Efeu, und das sind nur einige von vielen Pflanzenarten. Viele Geschmäcker trifft, wer ein Stück Wildblumenwiese anlegt (wie man das macht, siehe unser Artikel „Wildblumenwiese anlegen““). Nach der Blüte übrigens etwas auf Ordnung verzichten und die abgeblühten Stängel stehen lassen, denn darin überwintern Insekten gerne.
Auch Hecken müssen nicht nur aus dem zwar pflegeleichten, aber insektenunfreundlichen Thuja bestehen: Wild- oder Zimtrosen sind zugegebenermaßen stachelige, aber auch traumhaft blühende Rosen, die Schmetterlinge magisch anziehen.
Übrigens gibt es auch einige exotische Pflanzen in unseren Gärten, auf die Schmetterlinge im wahrsten Sinne des Wortes fliegen. Ihre Blüten dürfen nur nicht dicht gefüllt und damit unerreichbar sein. Der Sommerflieder (latein. buddleja davidii) ist beispielsweise so ein Schmetterlingsmagnet. Sein großer Vorteil: es blüht spät im Jahr, wenn viele heimische Arten bereits verblüht sind. Auch Blaukissen, Kapuzinerkresse und Phlox sind exotische Nektarspender für Schmetterlinge.
2. Auch Schmetterlingsraupen müssen fressen - und wohnen
Viele blühende Nektarspender sind zwar wunderbar für Schmetterlinge - doch der fliegende Schmetterling ist halt nur das Endprodukt einer langen Entwicklung. Und an deren Anfang steht nach der Eiablage durch das Insekt nun einmal die Raupe. Ohne Raupe keine Schmetterlinge. Raupen interessieren sich nicht für Pollen und Nektar von Blühpflanzen: sie fressen Blätter heimischer Pflanzen. Dabei sind die einzelnen Arten durchaus wählerisch. Die Raupe des Schwalbenschwanzes lebt beispielsweise auf der Wilden Möhre oder auch der Petersilie (also durchaus auch Petersilie für Schmetterlinge pflanzen), die Raupen von Schachbrett oder Ochsenaugen ernähren sich dagegen von Gräsern.
Der NABU rät dazu, am besten kleine Stellen im Garten verwildern lassen: gerade auf sogenannten Unkräutern wie Brennnesseln und Disteln fühlen sich die Raupen von Kleinem Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral und Distelfalter pudelwohl. Denn hier finden sie Nahrung und Schutz gleichzeitig vor. Wer nur exotische Pflanzen hat, wird keine Raupen und damit Schmetterlinge vorfinden, denn neunzig Prozent dieser Blätter sind für Raupen nicht verwertbar.
3. Trinkstelle einrichten
Auch Insekten haben Durst. Damit sie in den bereit gestellten Gefäßen nicht gleich untergehen, am besten Murmeln oder glatte Steine einfüllen. Darauf können sich die Tiere bewegen und geraten dennoch ohne Gefahr an das aufgefüllte kühle Nasse. Die Gefäße täglich kontrollieren, ausschütten, ggf. auswischen und neu befüllen, damit sich keine Algen bilden.
4. Auf Insektizide verzichten
Wer Insekten wirklich schützen will, der sollte auf Insektizide verzichten. Lieber mal mit der Hand Unkraut jäten (nein, wirklich gerne tut das niemand). Zusätzlich zum Schutz der Pflanzen vor Schadinsekten gequetschte Knoblauchzehen nahe dem Wurzelstock ins Erdreich drücken. Das hält eine Reihe von Plagegeistern fern. Gleiches gilt für Lavendel, der hält Blattläuse ferne. Damit übrigens auch Marienkäfer… Was wiederum sehr schade ist ….
5. Nachtfaltern helfen
Über 80 Prozent unserer heimischen Falter sind nachtaktiv. Ihnen hilft man am sinnvollsten, wenn man auch Pflanzen hat, die nachts blühen. Dazu gehört beispielsweise die Nachtkerze oder auch das Polsterseifenkraut. Mit einem wunderbaren Duft überraschen auch die reichblühenden Ranken des echten Geißblatts, das nachts seine Blütenkelche öffnen. Falter sind also auch wunderbare Gesellen für menschliche Nachtschwärmer.
6. Plätze zum Überwintern schaffen
Wer Schmetterlinge schützen will, sollte auch an die dunkle und kalte Jahreszeit denken. Die Falter überstehen den Winter auf unterschiedliche Weise: Manche überleben als Puppe auf einem Zweig oder Blatt. Also nicht alles Laub zusammenfegen und mittels Biotonne abtransportieren. Besser einige Reisighaufen inklusive Laub im Garten aufhäufen und liegen lassen. Hier können die Puppen überwintern und auch mancher Schmetterling kann so einen zweiten Sommer erleben. Der Zitronenfalter überlebt an einem geschützten Ort Temperaturen von bis zu minus zwanzig Grad.
Andere Falter wie Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs sind nicht so kälteunempfindlich: sie brauchen ein Plätzchen in einem Geräteschuppen. Erwachen sie im Frühjahr aus ihrer Kältestarre, können auch sie einen zweiten Sommer fliegen – also im Frühjahr unbedingt die Türen öffnen, damit die Tiere hinausfliegen und Futter suchen können.
Andere Falter wie der Admiral machen es wie die Zugvögel: sie fliegen im Herbst gen Süden, manche sogar über das Mittelmeer. Vor ihrer langen Reise trinken sie gerne an Fallobst, um sich zu stärken. Also auch hier einige Stücke liegen lassen, damit die schönen Falter nach einem Obsttrank gestärkt ihre weite Reise antreten können.