Fruchtfolge in der Landwirtschaft
Nicht erst seit der Diskussion um das Allroundherbizid Glyphosat wird über Änderungen im konventionellen Ackerbau leidenschaftlich diskutiert. Denn die Liste von Herausforderungen ist nicht gerade kurz: Ackerfrüchte haben Resistenzen gegenüber üblichen Pflanzenschutzmitteln entwickelt, eine neue Düngeverordnung muss beachtet werden, die heimische Biodiversität auf dem Acker schwindet ... wie geschrieben, die Liste ist lang. Möglicherweise also ein guter Zeitpunkt, um sich auf einige Grundprinzipien des Ackerbaus zu besinnen und diese Erkenntnisse für eine fruchtbare Zukunft nutzbar zu machen.
Denn dank erfolgreicher Pflanzenschutzmittel, immer neuen Saatgutzüchtungen und anderer Innovationen wurden alte Anbauprinzipien gerne aus wirtschaftlichen Gründen vernachlässigt. Das rächt sich in den vergangenen Jahren immer häufiger. Stichworte sind beispielsweise das vermehrte Auftreten von Ackerfuchsschwanz und Kohlhermien. Klassische ackerbauliche Prinzipien wie Fruchtfolgen können helfen, solche Probleme besser zu bekämpfen.
Als Fruchtfolge bezeichnet die Landwirtschaft das zeitliche Aufeinanderfolgen verschiedener Kulturpflanzen auf einem Feld. Die an einen bestimmten Standort angepasste Fruchtfolge gehört zur guten landwirtschaftlichen Praxis und ist eine wichtige Voraussetzung zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Mit Fruchtfolgen wird der Erschöpfung der Nährstoffe im Boden vorgebeugt und der Krankheits-, Schädlings- und Unkrautdruck wird reduziert.
Bedeutung der Fruchtfolge auf einen Blick:
- Steigerung der Bodenfruchtbarkeit (Bodenstruktur, Humusgehalt, Bodenleben)
- Stickstoffbindung durch Leguminosen
- Unkrautunterdrückung durch Feldfutterbau
- Vorbeugung gegen Krankheiten und Schädlinge
- Diversifizierung der Marktfrüchte hilft, das Marktrisiko für den Landwirt zu reduzieren
- Reduzierung der Erosion
- Reduzierung Auswaschen von Nährstoffen
Eine ökonomische und ökologische Fruchtfolgeplanung verlangt vom Landwirt viel Erfahrung und umfangreiche Kenntnisse der Bedürfnisse der Ackerfrüchte und deren Wirtschaftlichkeit. Denn eine aktive Fruchtfolge bringt nicht nur eine größtmögliche Vielfalt auf dem Ackerfeld, sie beachtet auch, dass miteinander unverträgliche Kulturen durch einen längeren Zeitraum voneinander getrennt werden. Das Gleichgewicht zwischen Blatt- (also Kartoffeln, Rübenarten) und Halmfrüchten ist ein wichtiges Prinzip. Denn durch eine gute Gestaltung der Fruchtfolge können Brachen vermieden werden. Das wiederum erhöht die Produktivität auf der Fläche. Eine vielfältige und an den Standort angepasste Fruchtfolge wirkt zudem positiv auf Boden- und Gewässerschutz, auf Nährstoffkreisläufe und auf eine artenreiche Landwirtschaft.
Vielfältige Fruchtfolge: Ein Gewinn für den Boden
Das Bestellen unterschiedlicher Feldfrüchte kann zu einer differenzierten Zu- und Abnahme unterschiedlicher Nährstoffe im Boden führen. Sind die Feldfrüchte sinnvoll aufeinander abgestellt, erhöht sich folgerichtig auch der Humusgehalt des Bodens.
Ein weiteres Plus einer vielfältigen Fruchtfolge: durch das überaus vielfältige Angebot an Feldfrüchten haben Schädlinge oder Unkräuter weniger Chancen auf einen optimalen Lebensraum im Vergleich zur Monokultur. Das Angebot ist für sie einfach zu differenziert. Auch Unkräuter haben weniger Chancen, denn sie werden durch die unterschiedlichen Arten und Zeiten der Bearbeitung des Bodens gestört. Zudem werden mit Hilfe von tiefwurzelnden Pflanzen wie Lupine, Stein- und Rotklee Nährstoffe aus tiefer liegenden Bodenschichten erreicht und für die Pflanzen verfügbar gemacht. Durch den dauerhaften Bewuchs ist die Ackerkrumme zudem vor Erosion und Auswaschung besser geschützt als bei einer nackten Ackerbrache.
Pionier der Fruchtfolgesystematik
Brinkmann, Theodor, geb. 24. April 1877 in Marl (Westfalen), gest. 11. August 1951 in Bonn:
„… Bedeutsam für den Pflanzenbau wurden Brinkmanns Studien über die Systematisierung der Fruchtfolgen. Seine jahrelangen Forschungsergebnisse hat er in dem 1943 gehaltenen Vortrag zusammengefasst „Das Fruchtfolgebild des Deutschen Ackerbaus“, Bonn 1943.
In der Praxis des Landbaus hatten sich seit dem 19. Jahrhundert vor allem durch die größer gewordene Anzahl der angebauten Kulturpflanzen und durch die Einführung des Zwischenfruchtbaus komplizierte Fruchtfolgen mit vielfältigen Übergangsformen herausgebildet. Dieses verwirrend erscheinende Bild der Fruchtfolgen hat Brinkmann durchleuchtet, geordnet und auf eine einfache Weise in ein System gebracht. Er gliederte die Fruchtfolgen zunächst in Fruchtfolgeglieder, die aus einem tragenden Glied (z.B. Brache, Hackfrucht, Klee) und einem oder mehreren abtragenden Gliedern (Getreide) bestanden, wobei sich dann zwei-, drei- und mehrfeldrige Fruchtfolgeglieder ergaben. Aus diesen setzte er dann die Fruchtfolgen zusammen und zwar zu zwei-, drei- und mehrgliederigen Fruchtfolgen. Auf diese Weise gelangte er zu Fruchtfolgegrundrissen. Erhebungen ergaben dann, dass die auf den ersten Blick verwirrende Fülle der Fruchtfolgen in Deutschland sich auf neun Fruchtfolge rundrisse zurückführen lassen, aus denen sich dann leicht der Anteil von Blatt- und Halmfrüchten in Prozent der Bedeckung des Ackerlandes erkennen lässt.
Brinkmann hat mit diesem gedanklich neuen Konzept das Verständnis für Fruchtfolgefragen in der Praxis gestärkt, aber auch der wissenschaftlichen Fruchtfolgeforschung nachhaltige Impulse gegeben. Seine Fruchtfolgesystematik fand Eingang in alle pflanzenbaulichen Hochschullehrbücher. …“
Quelle: Wolfgang Böhm: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus, Verlag: K-G Saur, München 1997, S. 34/35 (Auszug)