Angelegt: Wildacker für Nieder- und Hochwild
Wildschäden sind ein dauernder Streitgrund zwischen Jagdpächtern einerseits und Forst- und Landwirten andererseits. Dabei sind die Ursachen für die ständigen Ausflüge von Reh, Wildschwein & Co. ins heimische Revier beziehungsweise den heimischen Acker mit der dramatischen Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den vergangenen sechzig Jahren zu erklären.
Wild braucht neben ungestörten Ruheplätzen im Laufe eines Jahres immer ausreichend Nahrung. In unserer immer großflächigeren und damit artenarmen Kulturlandschaft muss das Wild mit ständigen Störungen und Futterknappheit leben. Die Folge ist, dass Wildtiere Bäume schälen oder Äcker leer fressen.
Die Anlage von Wildackern ist ein wirksames Mittel, um den Wilddruck in Wald und Acker zu senken. Wildacker, aber auch Wildschutzhecken oder Deckungsstreifen sind für Hoch- und Niederwild in Deutschland aus vielen Gründen wichtig: sie dienen als Äsungsflächen und Rückzugsräume sowie als Kinderstube.
Allerdings: wer einen langfristig intakten Wildacker anlegen will, sollte sich genau überlegen, wie er dieses Projekt anpackt. Denn auch ein Wildacker ist ein menschlicher Eingriff in die Natur. Häufig werden Wildäcker daher nicht sonderlich überlegt geplant – frei nach dem Motto „Mutter Natur wird es schon richten“. Das Ergebnis enttäuscht dann häufig schon im ersten Jahr. Der folgende Tipps sollen helfen, genau diese Enttäuschung zu verhindern.
Standort des Wildackers
Der Standort eines Wildackers ist die Basis für seinen Erfolg – eigentlich selbstverständlich, aber hier können bereits wichtige Fehler gemacht werden. Grundsätzlich sollte man zwischen Wildäckern im Wald oder in der Feldflur unterscheiden. Bei beiden gleich: der Standort wird durch die Lebensgewohnheiten des Wilds im Revier bestimmt. Durch den neu angelegten Wildacker darf kein Wildwechsel entstehen, der über eine Straße führt. Das ist immer dann der Fall, wenn die Deckung (der Wald) sich auf der einen Seite der Straße befindet und die Äsung auf der anderen Seite der Straße liegt – das darf nicht sein.
Wildacker im Wald:
Im Idealfall liegt die Fläche nahe dem Gebiet, wo das Wild sich regelmäßig aufhält (Einstand). Das sind in der Regel sonnige, ruhige und ungestörte Lagen – und die können auch in Waldschneisen oder Rückegassen liegen, wenn ausreichend Licht vorhanden ist. Für Flächen dieser Art eigenen sich Wildacker-Mischungen mit besonders strapazierfähigen Klee- und Gräser-Sorten. Wichtig: die Kirr- und Fütterungsverordnungen der Bundesländer beachten.
Ob Wald oder Flur:
Die Größe der Äsungsfläche sollte zwischen 0,2 und 0,7 Hektar liegen. Kleinere Flächen werden zwar gerne vom Wild angenommen, sind im Unterhalt aber vergleichsweise teuer und liegen gerade im Wald häufig überwiegend im Schatten. Generell sollte ein Wildacker ausreichend mit Licht versorgt sein. Mehr als 40 Prozent Fläche im Schatten ist ungeeignet – das kann besonders bei schmalen Waldschneisen der Fall sein. Die so genannte Schattenäsung wird vom Wild kaum angenommen.
Ebenfalls unabdingbar: die ausreichende Versorgung des Bodens mit Nährstoffen. In den vorgesehenen Flächen gibt es häufig einen Mangel an Kalk, Phosphor, Kalium und Magnesium. Dabei ist eine harmonische Nährstoffversorgung des Bodens die erste Voraussetzung für ein gesundes Pflanzenwachstum – auch des Wildackers. Um die zu erreichen, ist eine Bodenuntersuchung bei der Lufa eigentlich Pflicht.
Professionelle Bodenanalyse der Lufa hilft
Auskunft über das nächstgelegene Landwirtschaftliche Institutszentrum (Lufa) gibt :
Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA)
c/o LUFA NRW
Nevinghoff 40
48147 Münster
Tel.: 0251/23 76-595
lufa@lwk.nrw.de
Tipps der Lufa zur Entnahme einer Bodenprobe
Zeitpunkt: Herbst bis Frühjahr oder nach der Ernte, jedoch nicht unmittelbar nach einer Düngung, alle zwei bis drei Jahre wiederholen.
Geräte für die Probenentnahme: Spaten, Löffel oder Bodenprobenentnehmer (Landhandel), Eimer, sauberer Plastikbeutel oder LUFA Kästchen und Tüten, Permanentstift zum Beschriften der Behälter
Versand: Probe an die Lufa in ihrer Nähe schicken
Preise: bei Lufa in ihrer Nähe erfragen
Entnahme der Probe:
Pro Fläche etwa 12 Einzelproben nehmen (kreuz und quer, von einer Ecke zur anderen)
Mit Spaten in die gewünschte Tiefe in den Boden einstechen und das Erdreich ausheben, bei Wildackern circa 30 cm tief, bei Wildwiesen ca. 10 bis 15 cm.
Mit einem Löffel oder einer Handschaufel an der Schnittfläche im Erdreich entlang von unten nach oben gleichmäßig viel Erde abschaben
Die 12 Einzelproben einer Fläche in einem Eimer sammeln und vermischen
500 Gramm dieser Mischung (etwa 2-3 Handschaufeln) in einen Plastikbeutel abfüllen, verschließen und beschriften und anschließend in das ausgesuchte Labor schicken.
Boden vorbereiten:
Wer einen Wildacker anlegen möchte, sollte genauso sorgfältig vorgehen wie bei jeder anderen Feldanlage. Nur dann hat er langfristig Freude daran.
Wie bei jedem anderen Saatgut auch, sollte der Boden vor der Aussaat gut vorbereitet werden. Je nach Ergebnis der Bodenanalyse sollten folgende Vorbereitungen getroffen werden, um ggfs. den PH-Wert und die Nährstoffversorgung zu optimieren, damit ideale Wachstumsbedingungen für die Saatgutmischungen im Boden vorherrschen.
Sollten hohe Alt-Pflanzen auf der ausgewählten Fläche stehen, wird dieser Altbestand gemäht und geschlegelt und anschließend in den Boden eingearbeitet.
Im Idealfall wird der Boden dann erst kurz vor der Aussaat umgebrochen – so werden die Ackerkräuter besser unterdrückt. Nach dem Umbrechen den Boden etwas abtrocknen lassen, um Verdichtungen zu vermeiden und eventuell fehlende Nährstoffe hinzuzufügen.
Saatgut ausbringen:
Nach erfolgreicher Vorbereitung kann die Saat ausgebracht werden. Dabei darauf achten, wie weit die Saatkörner einzuarbeiten sind. Ob das Saatgut per Hand oder per Sähmaschine ausgebracht wird, hängt wohl meist von der Größe der anzulegenden Fläche ab.
Nach circa 21 bis 28 Tagen nach der Aussaat empfiehlt sich, einmal zu düngen, um den Pflanzen den Start zu erleichtern. Wenn die Pflanzen auf den Flächen zu hoch werden, müssen sie hoch abgemäht oder gemulcht werden. Hier eignet sich das Rotationsverfahren, bei dem ein Teil der Fläche gemäht, ein anderer erst einmal stehen gelassen wird, bis die erste Fläche etwas nachgewachsen ist. So steht dem Wild immer Äsung und Deckung im Wechsel zur Verfügung.
Wildackermischungen im Handel
Eine typische Wildackermischung enthält eine bunte Vielfalt an Pflanzensamen. Für viele Wildarten gibt es spezielle Mischungen; es existieren aber auch Mischungen, die auf bestimmte Standorte spezialisiert sind. Die Pflanzenvielfalt bietet dauerhaft Äsung und auch Deckung (u.a. durch Sonnenblumen, Staudenroggen und Buchweizen). Typische Saatbestandteile einer Wildackermischung sind:
Bei einjähriger Pflanzung:
- Blattstammkohl
- Buchweizen
- Futtererbsen
- Futterraps
- Furchenkohl
- Hafer
- Herbstrüben
- Kartoffeln
- Lupinen/Süßlupinen(bitterstoffarm)
- Mais
- Markstammkohl
- Senf
- Serradella
- Sonnenblumen
- Stoppelrübe
- Winterrübsen
Für überwinternde, mehrjährige Wildacker:
- Blattstammkohl
- Bockshornklee
- Buchweizen
- Esparsette
- Futterraps
- Herbstrüben
- Inkarnatklee
- Kulturmalve
- Landsberger Gemenge(Zottelwicke, Inkarnatklee, Welsches Weidelgras)
- Lieschgras
- Lupinen (bitterstoffarm)
- Markstammkohl
- Ölrettich
- Perserklee
- Ringelblumen
- Rotklee
- Sonnenblumen
- Waldstaudenroggen
- Weidelgras
- Weißklee
- Wiesenschwingel
- Winterwicken