Wildblumenwiese anlegen
Es wäre ja so schön einfach: eine Wildblumenwiese sät sich quasi von alleine aus. Einfach nur den Inhalt der Samentütchen auf die etwas olle gewordene Rasenfläche werfen – und fertig ist die Laube, Pardon: die Wildblumenwiese. Doch wie immer im Gärtnerleben: Vor den Genuss der Wildblumen muss der Gärtner in Schweiß geraten (zumindest etwas). Wer seine Samenmischung einfach nur auf die Wiese wirft und dann auf die Natur hofft, wird enttäuscht sein.
Dabei macht das Anlegen einer Wildblumenwiese im Frühling immer Sinn. Selbst in größeren Töpfen können solche Samenmischungen ausgesät werden. Denn viele beliebte Balkon- und Gartenpflanzen sehen zwar dekorativ aus, bieten aber keine Nahrung für Hummeln, Wildbienen und Co. Wer auf exotische Klassiker wie Geranien und Petunien verzichtet und stattdessen lieber einheimische Wildblumen wie Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse, Lavendel und Heidekraut pflanzt, der kann auch auf dem Balkon etwas für die bestäubenden Insekten tun. Bienen mögen beispielsweise auch Himbeeren, Johannisbeeren oder Erdbeeren und andere blühende Küchenkräuter wie Minze, Salbei oder Schnittlauch.
Großflächiger werden wilde Wiesen natürlich im eigenen Garten. Sind sie einmal angewachsen, müssen sie nur noch ein bis zwei Mal im Jahr gemäht werden (für Interessierte: Sensenkurse gibt es beispielsweise in der Regel in den örtlichen Freilichtmuseen oder über Anbieter im Internet). Der einzige Nachteil: sie sind nicht trittfest. Aber das ist bei einem bewusst gewählten Teil der Fläche ja kein Problem und wer eine große Fläche umwandelt, der mäht eben kleine Wege hinein, wenn er sich sein Prachtstück von der Nähe ansehen möchte. Am schönsten wirken wilde Wiesen eh auf den äußeren Betrachter.
Arten, die auf Wildwiesen vorkommen, sind unter anderem:
- Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota)
- Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Kornblume (Centaurea Cyanus)
- Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
- Natternkopf (Echium vulgare)
- Rote Lichtnelke (Silene dioica)
- Weiße Lichtnelke (Silene latifolia)
- Wiesenglockenblume (Campanula patula)
- Hornklee (Lotus corniculatus)
- Rotklee (Trifolium pratense)
- u. v. m.
Bei der Wahl des Saatguts auf einheimische Pflanzenarten achten, die auch wirklich in der eigenen Region vorkommen. Sonst können Bienen, Hummel & Co. nichts damit anfangen, weil sie den Nektar nicht erreichen.
Wie legt man eine Blumenwiese in der Praxis am besten an?
Wir haben fünf Schritte zusammengefasst, wie man den Wunsch nach einer Blühwiese in die Praxis umsetzt. Grundsätzlich gilt für blühende Wiesen in unseren Breitengraden: sie kommen am besten mit magerem Boden zurecht. Zusätzliche Stickstoffgaben sind also nicht notwendig. Üppige Böden sollte man vor der Aussaat am besten etwas abmagern. Das geht am einfachsten mit Sand. Dazu das Saatgut vor dem Ausbringen mit der zehnfachen Menge an feinem Sand mischen.
Was brauchen Gärtner für das Projekt „Wildblumenwiese“?
- Spaten
- Saatgut
- Rechen
- Gießkanne oder Schlauch sowie
- … ein Stück Platz im Garten oder einen großer Pflanzkübel (denkbar wäre auch ein Hochbeet, siehe den Artikel „Hochbeet anlegen und richtig befüllen“, dann das Substrat allerdings abmagern)
Schritt 1: Pflanzendecke auf der gewählten Fläche entfernen
Hiesige Sommerblumen brauchen einen mageren, stickstoffarmen Boden um zu gedeihen. Damit sie sich ansiedeln können, die gewünschte Fläche abstecken und die bewachsene Oberfläche circa 15 Zentimeter tief abtragen.
Die Erdsonden anderswo nutzen. Wurzelunkräuter wie Quecke und Sauerampfer mit Wurzel ausreißen, sie ersticken sonst die Saat.
Das Abtragen ist notwendig, da Wildblumen sonnige und wie gesagt magere Standorte bevorzugen. Ist das Erdreich zu reichhaltig, den Boden eventuell mit einer drei bis vier Zentimeter dicken Sandschicht vermengen, also die Fläche abmagern.
Schritt 2: Das Saatbeet vorbereiten
Das Substrat sollte feinkrümelig sein, größere Steine also aussortieren. Sind im Boden nach dem ersten Rechen noch größere feste Erdklumpen vorhanden, eventuell einmal mit der Rasenwalze zerkrümeln. Mit einem breiten Rechen/Holzrechen schön gleichmäßig lockern und einebnen.
Eine ordentliche Vorbereitung ist das A und O für den Erfolg des Projekts Wildblumenwiesen. Wird beispielsweise ein Stück Fläche vom Rasen abgezwackt, dann muss diese entsprechend vorbereitet sein, weil sich sonst die bereits vorhandenen Bodenunkräuter gegenüber dem Saatgut durchsetzen. Blühende Arten in Wiesen sind allesamt besonders lichthungrig und sie werden durch frohwüchsige Kräuter wie beispielsweise Ackersenf schnell unterdrückt, der dann ganz allein blüht.
Schritt 3: Saatgutmischung aussäen
Das Saatgut muss sehr dünn auf die Fläche aufgetragen werden – bei einem Quadratmeter sind circa fünf bis zehn Gramm mehr als ausreichend, häufig reichen je nach Mischung zwei bis fünf Gramm. Damit dass nun nicht mit dem Salzstreuer ausgesät werden muss, gibt es verschiedene Aussaat-Hilfen im Handel wie die Saatrolle oder den Hand-Streuer. Eine weitere Möglichkeit: eine Saathilfe nutzen. Das ist ein kleiner Eimer Kies oder Sand, mit dem das Saatgut gründlich vermischt wird. Anschließend wird die Mischung mit der Hand ausgeworfen.
Schritt 4: Saatgut anwalzen
Das Saatgut muss zum Anwachsen Bodenkontakt haben. Per Rasenwalze das Saatgut leicht am Boden andrücken. Das geht notfalls auch mit zwei Brettern unter den Schuhen und dem eigenen Gewicht. Wichtig: die Saat nicht mit Erde oder Kompost bedecken. Die Wildwiesenblumen brauchen vor allem: Licht, Licht, Licht … und Wasser.
Schritt 5: Feucht halten und: Geduld haben (das Wichtigste)
In den ersten sechs Wochen die eingesäte Fläche regelmäßig gießen. Und dann heißt es Geduld haben. …
Wenn alles gleichmäßig feucht gehalten wird, erscheinen nach circa drei Wochen die ersten Pflänzchen, nach ungefähr fünf Wochen kann man sich über eine geschlossene Grünfläche freuen. Nach drei Monaten erfreuen die ersten Blüten den Gärtner und je nach Mix (zweijährig oder mehrjährig beispielsweise) ändert sich das Aussehen der Fläche von Jahr zu Jahr. Um die Wiese gut in Schuss zu halten, sollte sie ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Das Mähgut nach der Mahd in den Kompost geben (nichts anderes passiert ja, wenn Grasfresser die Wiesen abweiden). Viel Freude mit ihrer Blumenwiese.
Den fleißigen Hummeln, Bienen und anderer Insekten, ist mit einer Blumenwiese auch sehr geholfen. Lesen Sie dazu unseren Artikel „Bienen, Hummeln und Co. unterstützen“.